Braunschweig: Starker Rückgang der Gesamtunfallzahlen - Polizeidirektion Braunschweig veröffentlicht die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2020 -

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Polizeivizepräsident Roger Fladung
ots/Polizei Braunschweig
20 Apr 18:45 2021 von Presseportal.de Print This Article

Braunschweig (ots) - Veröffentlichung der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2020 der Polizeidirektion Braunschweig:

Kernaussagen:

1. Starker Rückgang der Gesamtunfallzahlen 2. Neue Mobilitätsformen verändern das Verkehrsunfalllagebild 3. Rückgang der Anzahl der Getöteten um 14%, 4. Starker Rückgang der Schwerverletzten, insbesondere auf den Bundesautobahnen um 29% 5. Die Corona-Pandemie hatte einen starken Einfluss auf die Entwicklung der Verkehrsunfallzahlen und deren Folgen im Jahr 2020

Dazu Polizeivizepräsident Roger Fladung:

"Eine positive Verkehrsunfallentwicklung, die belegt, dass die Polizei, gemeinsam mit Netzwerkpartnern der Verkehrssicherheit, die richtigen Schwerpunkte setzt. Mit unserer Fachstrategie Verkehr werden wir verstärkt neue Mobilitätsformen in den Blick nehmen. 603 schwere Verkehrsunfälle und die damit verbundenen menschlichen Schicksale fordern unser allergrößtes Engagement."

Vorwort

Die Corona-Pandemie hatte einen starken Einfluss auf die Entwicklung der Verkehrsunfallzahlen im Jahr 2020. Diese Veränderungen der Fallzahlen stehen im unmittelbaren Zusammenhang mit der Pandemie, hier die Verringerung des Individualverkehrs auf Grund der erlassenen Verordnungen. Diese Fallzahlen sind seit Mitte März 2020 bis heute zum Teil stark rückläufig. Der Individualverkehr, wie z.B. Fahrten von und zur Arbeit, Urlaubsreisen mit dem eigenen Fahrzeug im Rahmen von Freizeitaktivitäten sowie der nationale und internationale gewerbliche Personen- und Güterverkehr, hat sich im Jahr 2020 pandemiebedingt verändert. Homeoffice bzw. Mobil-Working sind aktuell eine Alternative. Weniger Fahrten führen in der Regel auch zu weniger schadensträchtigen "Konfliktsituationen" auf den Straßen und damit auch zu geringeren Verkehrsunfallzahlen. Aber auch die Art der Mobilität hat sich gewandelt. Gerade in den urbanen Zentren wurde auf das eigene Auto verzichtet und/oder der öffentliche Personennahverkehr nicht mehr so häufig genutzt. Viele Menschen haben das Radfahren für sich wieder oder neu entdeckt. Insbesondere Pedelecs werden heute nicht nur ausschließlich von der Generation der "Senioren*innen" genutzt, auch immer mehr jüngere Leute satteln auf dieses moderne Fortbewegungsmittel um. Auch ein neues Angebot, der sogenannte E-Scooter, dient in den Innenstädten von Braunschweig und Wolfsburg als Fortbewegungsmittel. In den ländlich geprägten Räumen ist diese Fahrzeug-klasse eher nicht vertreten.

Anzahl der Verkehrsunfälle

Im Jahr 2020 wurden insgesamt 27.796 Verkehrsunfälle polizeilich aufgenommen. Im Ergebnis ist diese Fallzahl im Vergleich mit dem Jahr 2019 gesunken und reduzierte sich um 5.676 Verkehrsunfälle. Dies entspricht einem Rückgang von 17 %.

Verkehrsbeteiligungsarten

Bei der Gesamtzahl der Verkehrsunfälle waren u.a. 35.349 Pkw und 3.567 Lkw beteiligt. Diese zwei Fahrzeugklassen bilden damit nach wie vor den größten Anteil an Beteiligten, wobei sich prozentual nur geringfügig Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr ergeben haben.

Die Anzahl der beteiligten Fahrradfahrenden mit 1.390 und Fußgängern mit 394 sind im Vergleich mit dem Vorjahr rückläufig. Ein starker Rückgang ist auch bei den Kradfahrer*innen zu verzeichnen. Hier reduzierte sich die Anzahl der Beteiligten von 773 im Jahr 2019 auf 652 im Jahr 2020.

Unfälle mit schweren Unfallfolgen

Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit schweren Unfallfolgen (Unfälle mit Getöteten und/oder Schwerverletzten) sank im Vergleich mit dem Jahr 2019 von 789 auf 603 im Jahr 2020 an. Dies entspricht einem Rückgang von 23,5%.

Die daraus resultierenden Unfallfolgen werden in den nachfolgenden Punkten noch einmal differenziert betrachtet.

Verkehrsunfälle mit Personenschaden (getöteten, schwer- bzw. leichtverletzten Personen)

Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Getöteten sank von 54 Unfällen im Jahr 2019 auf 49 im Jahr 2020. Die Anzahl der dabei getöteten Verkehrsteilnehmer*innen reduzierte sich um acht auf 49 und damit um 14,1%.

Nach wie vor ereignen sich die meisten dieser Unfälle außerhalb geschlossener Ortschaften (ohne Bundesautobahn). Dabei verstarben im Jahr 2019 35 Menschen und im Jahr 2020 28 Menschen. Innerorts stieg die Zahl der Getöteten leicht von 16 im Jahr 2019 auf 17 im Jahr 2020. Ursächlich dafür ist der Anstieg bei den unfallbeteiligten Kradfahrer*innen von 7 auf 9. Ein örtlicher Schwerpunkt kann nicht definiert werden.

Im Bereich der Schwerverletzten ist ein starker Rückgang von 880 im Jahr 2019 auf 622 im Jahr 2020 zu verzeichnen, dies entspricht einem Rückgang von rund 29%. In Bezug auf den Unfallort gibt es hier, wie in den zurückliegenden Jahren, keine signifikante Unterscheidung zwischen inner- und außerorts.

Auch die Anzahl der Leichtverletzten ist stark rückläufig. Im Jahr 2019 wurden 4.528 und im Jahr 2020 3.580 Menschen leicht verletzt. Dies entspricht einem Rückgang von 20,9 %.

Verkehrsunfälle mit Personenschaden auf Bundesautobahnen

Im Jahr 2020 wurden 1.724 Verkehrsunfälle auf den Bundesautobahnen (A 2, 36, 39, 391, 392) im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Braunschweig polizeilich aufgenommen. Diese Kennzahl ist um 509 Unfälle gesunken, dies entspricht einem Rückgang von rund 23%.

Die Anzahl der Getöteten auf den Autobahnen ist im Vergleich mit dem Jahr 2019 ebenfalls rückläufig. Im Jahr 2019 wurden sechs und im Jahr 2020 vier Verkehrsteilnehmer*innen getötet.

Diese positive Entwicklung spiegelt sich auch bei der Anzahl der Schwerverletzten deutlich wider. Im Jahr 2020 sank die Anzahl der Schwerverletzten auf 44. Im Jahr 2019 lag diese Kennzahl noch bei 122. Dies entspricht einem Rückgang von rund 64%.

Die Hauptunfallursachen waren wie im Jahr 2019 Abstand, Fehler beim Fahrstreifenwechsel sowie nicht angepasste Geschwindigkeit und Ablenkung.

Radfahrende im Straßenverkehr

Nachfolgend wurde diese Verkehrsbeteiligungsart differenziert betrachtet. "Fahrradfahrende" werden in die Fahrzeugklassen Fahrrad, Pedelec und E-Bike unterteilt.

Das Pedelec (Pedal Electric Cycle) unterstützt Fahrer*innen mit einem Elektromotor bis maximal 250 Watt, während des Tretens und nur bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h. Die Anzahl der verkauften Pedelecs stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an, so dass immer mehr Menschen das klassische Fahrrad gegen ein Pedelec eintauschen. Damit einhergehend steigt auch die Beteiligung an Verkehrsunfällen an. Dem gegenüber sind E-Bikes mit einem Elektromofa zu vergleichen und lassen sich mit Hilfe des Elektroantriebs durch einen Drehgriff oder Schaltknopf fahren, auch ohne dabei in die Pedale zu treten (25 bis 45 km/h).

Im Detail waren 1.093 Fahrradfahrer*innen, 192 Pedelec- sowie 2 E-Bike-Fahrer*innen an Verkehrsunfällen im Jahr 2020 beteiligt (2019 waren es 1.398). Dies entspricht einem Rückgang bei den beteiligten Fahrradfahrer*innen von 21,8 %.

In Folge der Verkehrsunfälle wurden 4 Fahrradfahrer*innen im Jahr 2020 getötet. Dies entspricht einer Halbierung im Vergleich mit dem Vorjahr. Die Anzahl der Schwer- und Leichtverletzten ist leicht rückläufig.

Ein starker Anstieg ist im Bereich der Pedelec-Nutzer*innen zu verzeichnen. Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung dieser Fahrzeugart stieg von 111 im Jahr 2019 auf 192 im Jahr 2020 an (+ 42,2 %). Bei diesen Verkehrsunfällen wurden zwei Menschen getötet. Starke Anstiege sind im Bereich der Schwerverletzten, von 22 im Jahr 2019 auf 36 im Jahr 2020, und im Bereich der Leichtverletzten, von 71 im Jahr 2019 auf 114 im Jahr 2020, zu verzeichnen. Im Vergleich mit dem Jahr 2018 sind diese Kennzahlen noch einmal deutlich angestiegen und starke Steigerungsraten klar erkennbar (2018: 1 Getöteter, 5 Schwer- und 44 Leichtverletzte).

Darüber hinaus ist feststellbar, dass ab einem Lebensalter von 55 Jahren sowohl Fahrrad- als auch Pedelec-Fahrer*innen überproportional bei Verkehrsunfällen getötet bzw. schwer verletzt werden. Bei den Pedelec-Fahrenden waren 61 von 114 Leichtverletzten (53,51 %), 22 von 36 Schwerverletzten (61,11 %) und die zwei Getöteten 55 Jahre oder älter.

Das Verletzungsrisiko (Anzahl der Verkehrsunfälle im Verhältnis zu Anzahl der Personenschäden) liegt bei Pedelec-Fahrer*innen bei 1,26 und damit höher als bei Fahrradfahrenden.

Für diese Berechnung der Personenschäden wurden die Verletzungsgrade getötet, schwer- bzw. leichtverletzt in einer Summe zusammengefasst.

Die Kennzahlen für den Bereich der E-Bikes sind stark rückläufig. Im Jahr 2020 wurden nur zwei Verkehrsunfälle unter Beteiligung von E-Bikes registriert. Es ist zu vermuten, dass das E-Bike durch die neuen Pedelec-Klassen (City-, Trekking- sowie Mountain-Bikes) verdrängt wird.

Neue Mobilitätsformen

Das Beobachtungsfeld "neue Mobilitätsformen" (Elektrokleinstfahrzeuge) wurde ergänzend in das Lagebild aufgenommen. Im Stadtgebiet Wolfsburg werden seit März / November 2020 von zwei gewerblichen Anbietern E-Scooter im Verleih angeboten. Seit Juli 2020 gibt es dieses Angebot von zwei Anbietern auch im Stadtgebiet Braunschweig.

Dieses Fortbewegungsmittel wird in der Regel von jungen Menschen genutzt.

Im Jahr 2020 wurden 49 Verkehrsunfälle unter Beteiligung von E-Scootern aufgenommen. Hierbei wurden 5 Menschen schwer und 22 leicht verletzt.

Auffällig ist die hohe Anzahl von Verstößen im Bereich von Fahrten unter Alkohol- bzw. Drogeneinfluss. Hier wurden in dem kurzen Zeitraum 128 Delikte registriert (78x Alkohol / 50x Drogen). Der E-Scooter ist ein Kraftfahrzeug, damit gelten die gesetzlichen Grenzen der Fahruntüchtigkeit wie für Fahrer*innen von Pkw, Lkw oder Krädern. Alkohol am Steuer oder Lenker ist immer eine unberechenbare Gefahrenquelle. Schwerpunkte bilden hier die Stadtgebiete Braunschweig und Wolfsburg, da hier eine Vielzahl von E-Scootern über Verleihfirmen verfügbar ist.

Aktivitäten der Polizeidirektion Braunschweig

Die Verkehrsinfrastruktur ist in den Polizeiinspektionen der Polizeidirektion Braunschweig sehr unterschiedlich geprägt. Urbane Zentren bilden u.a. die Stadtgebiete Braunschweig und Wolfsburg. Universitäten, Hochschulen, Forschungseinrichtungen sowie eine Vielzahl von Wirtschaftsbetrieben prägen die Stadtbilder und moderne Mobilitätsformen werden immer stärker genutzt. Innerstädtisch müssen sich daher die unterschiedlichsten Verkehrsgruppen den begrenzten öffentlichen Verkehrsraum teilen. Dazu gehören auch Fahrradfahrende, deren Zahl stetig steigt.

Auf Landesebene war das Verkehrsleitthema für das Jahr 2020 "Radfahrende im Straßenverkehr".

Die Corona-Pandemie hatte auch Einfluss auf die Verkehrssicherheitsarbeit in der Polizeidirektion Braunschweig. Viele Aktionen und Kontrollen konnten nur eingeschränkt durchgeführt werden. Die aktive Arbeit mit den Schulen bzw. anderen Kooperationspartnern war unter diesen Rahmenbedingungen nur begrenzt möglich / stark beeinträchtigt.

Aber die Verkehrssicherheitsarbeit der Polizeidirektion Braunschweig basiert nicht allein auf Groß- bzw. Schwerpunktkontrollen sowie verschiedenen Projekten, vielmehr findet sie täglich im Rahmen der Streifenfahrten statt.

Fazit:

Die präventive und repressive Verkehrssicherheitsarbeit der Polizeidirektion Braunschweig hat weiterhin das Ziel, die Anzahl der Straßenverkehrsunfälle mit Getöteten und Schwerverletzten zu senken und das Sicherheitsniveau auf den Straßen zu erhöhen.

Die Polizeidirektion Braunschweig führt deshalb ihre regelmäßigen, zielgruppenorientierten Kontrollen weiter fort.

Im Rahmen der schwerpunktorientierten Ausrichtung auf Landesebene steht wie im Jahr 2020 auch im Jahr 2021 die Risikogruppe "Radfahrende im Straßenverkehr" im Mittelpunkt. Aktuell sind schon jetzt unterschiedlichste Aktionen und Kontrollen geplant.

Am 05. Mai 2021 beteiligt sich die Polizeidirektion Braunschweig an dem Aktionstag "sicher.mobil.leben". Einen Schwerpunkt bildet hierbei die landesweite "Fahrradhelm-Kampagne".

Die aktuellen Mobilitätsveränderungen (z.B. Nutzung von E-Scootern) und die damit verbundenen Herausforderungen werden im Rahmen der Verkehrssicherheitsarbeit der Polizeidirektion Braunschweig schon jetzt pro aktiv begleitet.

Im Rahmen der Präventionsarbeit wird die enge Zusammenarbeit mit den anderen Netzwerkpartnern der Verkehrssicherheitsarbeit fortgesetzt.



Quelle: Original-Content von: Polizei Braunschweig, übermittelt durch news aktuell



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