Steiermark, Spanien, Deutschland. – Schleierfahndung entlarvt Autoschieber

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Polizeiauto - Symbolbild
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11 Nov 16:48 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

Aufgrund von Ermittlungen der Beamten der Polizeiinspektion Ilz-FGP wurden mehrere Verdächtige ausgeforscht, die zahlreiche hochpreisige Fahrzeuge angemietet und in der Folge veruntreut und ins Ausland verschoben haben dürften. In Deutschland wurde daraufhin ein mutmaßlicher Drahtzieher der Autoschieber-Bande festgenommen.

Am 11. Juli 2019 gegen 08:15 Uhr hielten Beamte der Polizeiinspektion Ilz-FGP (Fremden- und Grenzpolizei) im Rahmen der Schleierfahndung einen auf der Südautobahn A2 in Richtung Wien fahrenden Pkw der Marke BMW X3, der eine spanische Zulassung hatte, am Autobahnparkplatz Laßnitzhöhe zu einer Routinekontrolle an.

Bei einer Fahndungs-Anfrage wurde festgestellt, dass gegen den 28-jährigen russischen Fahrzeuglenker eine aufrechte Festnahmeanordnung der Staatsanwaltschaft Wien wegen Veruntreuung von Mietfahrzeugen bestand. Der 32-jährige Beifahrer, ebenfalls russischer Staatsbürger, wies den Beamten einen Mietvertrag für das Fahrzeug vor. Bei der genaueren Überprüfung des Sachverhaltes erhärtete sich der Verdacht, dass der drei Tage zuvor in Madrid gemietete Pkw veruntreut wurde und über Österreich nach Osteuropa verschoben werden sollte.

Die beiden Russen wurden an Ort und Stelle festgenommen und über weitere Anordnung der Staatsanwaltschaft Graz in die Justizanstalt Graz-Jakomini eingeliefert.

Der betreffende Pkw, der einen Zeitwert von etwa 55.000 Euro hatte, wurde sichergestellt. Bei der kriminaltechnischen Untersuchung konnte festgestellt werden, dass das GPS-Ortungssystem manipuliert worden war. In den ersten Vernehmungen gaben die aus Kaliningrad stammenden Russen zunächst an, sie würden sich erst seit kurzer Zeit kennen, und wären als Urlaubstouristen gemeinsam durch halb Europa gereist. Zunächst seien sie ohne konkretes Ziel nach Deutschland geflogen, um sich dort einige Tage in der Umgebung von Dortmund aufzuhalten. Danach ging es per Flug weiter nach Madrid, und von dort mit dem gemieteten Fahrzeug an die spanische Südküste. Schließlich wären sie aus rein touristischen Zwecken mit dem Mietauto nach Österreich gefahren.

Der 28-jährige Lenker war nach Vorhalt der Unglaubwürdigkeit seiner bisherigen Aussagen bei den fortgesetzten Vernehmungen umfassend geständig.

Demnach stand er seit 2016 mit russischen Auftragstätern und Kfz-Banden in Verbindung, mit denen er über das so genannte "Darknet" kommunizierte. Nachdem er im Jahr 2016 in Wien seine ersten beiden Mercedes-Sprinter veruntreut und nach Litauen verschoben hatte, stieg er in der Bandenhierarchie auf. Er hatte seither die zusätzliche Aufgabe, Komplizen anzuheuern, und diese bei der Erschleichung von Schengen-Visa zu unterstützen oder gefälschte Führerscheine für sie zu organisieren. Danach reiste er mit den Komplizen vorwiegend nach Deutschland, Spanien und Polen, um dort bei Mietwagenunternehmen möglichst viele hochpreisige Fahrzeuge zu mieten. Die Hintermänner übermittelten im "Darknet" eine regelrechte Bestellliste über gewünschte Fahrzeugtypen und spezielle Ausstattungsmerkmale. Offiziell wurden die Fahrzeuge von den Komplizen bzw. mit deren Identitäten gemietet.

Der erste Bandenteil, dem der 28-Jährige angehört haben dürfte, war für die Anmietung und die Übernahme der Fahrzeuge zuständig. Danach wurden die Fahrzeuge in unmittelbarer Nähe der Anmietstationen abgestellt und mit den Originalschlüsseln an einen zweiten Bandenteil übergeben. Anschließend wurden die veruntreuten Fahrzeuge an unbekannten Örtlichkeiten gebunkert, an den Datenträgern manipuliert, und schließlich mit falschen Fahrzeug-Identitäten verkauft, so die Angaben des Verdächtigen.

Das Geständnis des 28-jährigen konnte durch die spätere Vernehmung seines 32-jährigen Komplizen während der Untersuchungshaft untermauert werden.

Die beiden Russen waren den Aussagen zufolge am 5. Juli 2019 von Russland nach Litauen und per Flugzeug weiter nach Dortmund gereist, wo sie von einem Kontaktmann abgeholt worden waren. Zwischen 5. und 7. Juli 2019 (innerhalb von nur drei Tagen) hätten sie in Zusammenarbeit mit ihrer Kontaktperson in Köln und Frankfurt am Main drei Pkw im Gesamtwert von etwa 200.000 Euro veruntreut. Danach seien sie von Frankfurt nach Madrid geflogen, wo sie am 8. Juli 2019 den später sichergestellten BMW und noch einen weiteren bei kriminellen Banden begehrten Fahrzeugtyp gemietet hätten. Zwei der drei in Deutschland veruntreuten Kfz konnten durch Fahndungsmaßnahmen der deutschen Kollegen sichergestellt werden.

Die Ermittlungen der Beamten der Polizeiinspektion Ilz-FGP führten zur Ausforschung des Kontaktmannes, einem in Nordrhein-Westfalen wohnhaften 46-jährigen Deutsch-Kasachen. Dieser steht als hochrangiger Bandenführer im Verdacht, Kfz-Veruntreuungen im großen Stil organisiert zu haben. Er dürfte die einzelnen kriminellen Arbeitsschritte, von der Anmietung, der Fahrzeugweitergabe und Verschiebung, der Kfz-Manipulation, der Bereitstellung gefälschter Personal- und Kfz-Dokumente, bis zum Verkauf geleitet haben. Die Kollegen aus Nordrhein-Westfalen konnten an der Wohnanschrift und im örtlichen Nahbereich des Deutsch-Kasachen mehrere Kfz sicherstellen, die von Straftaten herrühren.

Dieser Deutsch-Kasache dürfte in Österreich durch Vorlage offensichtlich gefälschter Dokumente bei zwei Versicherungsunternehmen insgesamt zehn Fahrzeuge angemeldet haben, die allesamt von Straftaten herrühren dürften. Vier dieser zehn Fahrzeuge konnten in hervorragender Zusammenarbeit mit Ermittlern des Polizeipräsidiums Bonn konkreten Straftaten zugeordnet werden.

Der Deutsch-Kasache wurde im Oktober 2019 in Nordrhein-Westfalen verhaftet und befindet sich seither in Untersuchungshaft.



Quelle: LPD Steiermark



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