Verkehrsunfallgeschehen 2019 / Polizei gibt die Unfallstatistik bekannt

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Unfälle gesamt 2019
ots/Polizeiinspektion Diepholz
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Unfälle Getötete 2019
ots/Polizeiinspektion Diepholz
26 Mär 09:03 2020 von Presseportal.de Print This Article

Diepholz (ots) - +++ Starke Steigerung der Alkohol- und Drogenunfälle +++

Die Polizeiinspektion Diepholz veröffentlicht die amtlichen Verkehrsunfallzahlen für den Landkreis Diepholz. Nicht berücksichtigt wurde dabei die A 1 in der Gemeinde Stuhr. Sie liegt zwar im Landkries Diepholz, wird aber von dem Polizeiautobahnkommissariat Ahlhorn betreut. Im Landkreis Diepholz steigt die Gesamtzahl der polizeilich registrierten Verkehrsunfälle seit 6 Jahren erneut leicht an, im Jahr 2019 um 1,8 % auf 4.805. Die Gründe für die nach dem Tiefststand 2013 und 2014 ständig steigenden Zahlen sind vielfältig und haben für einzelne Bereiche jeweils individuelle Gründe. Im Kern sind jedoch die ständig steigende Mobilität und steigende Verkehrsmengen ursächlich für diese Entwicklung. Es lohnt sich, einzelne Bereiche und deren Entwicklungen genau anzusehen. Die Zahl der Leichtverletzten ist, ebenfalls dem Trend der letzten Jahre folgend, auf 1001 (ein Plus von 60 Leichtverletzte bzw. 6,4 %) gestiegen. Von schwerverletzten Unfallbeteiligten spricht die Polizei bereits, wenn der Verunglückte länger als 24 Std. im Krankenhaus verbringen musste, also stationär aufgenommen wurde. Unter schwerem Personenschaden werden alle Unfälle mit Schwerverletzten und Getöteten zusammengefasst. Die Gesamtzahl der Schwerverletzten konnte im letzten Jahr um 4,8 % auf 199 gesenkt werden. Der Rückgang ergibt sich überwiegend bei den Zweiradfahrern. Im Jahr 2019 wurden 27 Fahrradfahrer (Vorjahr: 47) und 33 Fahrer und Mitfahrer (Vorjahr: 47) von motorisierten Zweirädern schwer verletzt. Diese Zahlen veranlassten die Polizei, ihre gezielten Bemühungen in den beiden Bereichen weiter zu intensivieren. Schwerwiegender wirkt da der Anstieg der Getöteten um 38,5 % von 13 auf 18. Wenngleich sich beide Werte innerhalb der Schwankungen zwischen 12 und 20 Getöteten pro Jahr seit dem Höchststand von 30 Getöteten im Jahr 2010 befinden, ist doch jeder Unfall wegen der besonders schweren Folgen gesondert zu betrachten. In 5 Fällen wurden Fahrradfahrer getötet. Neben einem tödlichen Sturz auf den Kopf wurden in 4 Fällen Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer getötet, die vom für Fahrradfahrer freigegebenen Gehwegen auf die Fahrbahn fuhren, um sie zu überqueren. Dabei achteten sie jeweils nicht auf den fließenden Verkehr oder unterschätzen die Fahrgeschwindigkeiten. In diesem Zusammenhang weist Wolfgang Rehling, Sachbearbeiter Verkehr der Polizeiinspektion Diepholz, noch einmal darauf hin, dass es für Fahrradfahrer grundsätzlich sicherer ist, auf der Fahrbahn zu fahren, wenn die Benutzung von Radwegen nicht ausdrücklich vorgeschrieben ist. Objektiv ist es sicherer für Fahrradfahrer, im Blickfeld des Kraftverkehrs auf der Fahrbahn zu fahren und Richtungsänderungen rechtzeitig und deutlich anzuzeigen. Dabei ist gerade das Umschauen, also der Blick auf den nachfolgenden Verkehr, sehr wichtig. 11 der insgesamt 18 Getöteten starben, weil aus unbekannten Gründen das Fahrzeug auf die Gegenfahrbahn geriet und mit dem Gegenverkehr kollidierte oder von der Fahrbahn abkam und gegen einen Baum prallte. Ob Ablenkung, Übermüdung oder körperliche Mängel für diese Unfälle ursächlich waren, kann letztendlich nur vermutet werden. In einem Fall war ein mehr als riskantes Überholen in einer Rechtskurve für den Tod einer entgegen kommenden Pkw-Fahrerin ursächlich. In einem Fall hat der Führer eines landwirtschaftlichen Zuges beim Überqueren einer Fahrbahn die Geschwindigkeit eines herannahenden Kradfahrers unterschätzt. Diese Verkehrsunfälle mit den sehr schweren Folgen gilt es zu verhindern, auch wenn die Ursachen nicht immer einfach zu ermitteln sind. Neben der Überwachung von Geschwindigkeit und Verkehrstüchtigkeit ist hier die Prävention ein wichtiges Instrument. Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit schwerem Personenschaden (185 Unfälle) hat sich weiter reduziert. Die Auswertung der elektronischen Unfalltypensteckkarte zeigt die Entwicklung typischer Strecken für schwere Unfälle. Die gemeinsame Überwachung durch Polizei und kommunale Verkehrsüberwachung kann für Verbesserungen sorgen. Langfristig wird für bestimmte Strecken aber nur der verkehrsgerechte Ausbau eine Erlösung bringen. Das gilt beispielsweise für den Ausbau der B 51 nördlich Bassum, um riskante Überholmanöver zu vermeiden. Es gilt aber beispielsweise auch für den verkehrsgerechten Ausbau der Ortsdurchfahrt Twistringen, um hier u.a. die Sicherheit der Fahrradfahrer deutlich zu verbessern. Beide Baumaßnahmen sind geplant und werden seit Jahren durch die Unfallkommission des Landkreises Diepholz angemahnt. Aus unterschiedlichen Gründen werden sie immer wieder verschoben. Wolfgang Rehling drängt angesichts der Getöteten und der 6 Schwerverletzten und 2 Leichtverletzten allein im Jahr 2019 auf der B 51 zwischen Klenkenborstel und Nordwohlde auf einen baldigen Baubeginn. Neben diesen negativen Strecken kann Wolfgang Rehling bei der Auswertung der Unfälle auf dem Weg zur Schule oder wieder nach Hause wieder ein sehr positives Bild vorstellen. Die Anzahl der sog. "Schulwegunfälle" ist weiterhin gesunken auf den historischen Tiefstwert von 61 Verkehrsunfällen (Vorjahr: 67) mit 3 Schwerverletzten (Vorjahr: 7) und 49 Leichtverletzten (Vorjahr: 54). Die schweren Verletzungen entstanden bei Mitfahrern im Pkw und in einem Fall bei einem Schüler, der mit seinem Mofa zur Schule fuhr. Die leichteren Verletzungen entstanden überwiegend bei Stürzen mit dem Fahrrad. Wolfgang Rehling stellt wieder fest: Die Schulwege im Landkreis Diepholz sind nach wie vor sicher! Daran haben neben einer guten Infrastruktur und einer regelmäßigen Überwachung vor allem die Schulen und Elternhäuser einen hohen Anteil. Im Rahmen des Curriculums Mobilität bieten die Schulen fächerübergreifend Angebote zur Hebung der Verkehrssicherheit. In Bassum, Leeste und Syke geben sie Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit, nach Ausbildung durch die Polizei als Verkehrshelfer, früher Schülerlotsen genannt, für die Sicherheit im Schulumfeld zu sorgen. Ähnliches gilt für die Schulbusbegleiter. Eltern engagieren sich in Wetschen, Wagenfeld und Bramstedt als Elternlotsen. Unzählige Eltern engagieren sich als Begleiter im "Walking Bus" oder ähnlichen Projekten oder machen sich für die Nutzung von Elterntaxiparkplätzen im Umfeld der Schule (nicht vor der Schultür!) stark. Alkohol und die Beeinflussung durch Drogen und Medikamente sind im Straßenverkehr eine absolut überflüssige Unfallursache. Die Fahrzeugführer können, übrigens ebenso wie beim Handy, bewusst entscheiden, ob sie trinken oder fahren wollen. Diese Entscheidung muss frühzeitig getroffen werden. In den letzten Jahren sanken die Unfallzahlen unter Alkoholeinwirkung langsam, aber stetig. Dieser Trend hat sich im Jahr 2019 leider umgekehrt. Die Polizei verzeichnet einen Anstieg der Unfälle unter Alkohol- und/oder Betäubungsmitteleinfluss um 48 % von 71 im Jahr 2018 auf 105 im Jahr 2019. Im gleichen Zeitraum stiegen auch die Verfahren ohne Verkehrsunfall auf 486 Verfahren. (276 Verstöße Alkohol; 210 Verstöße Betäubungsmittel). Die Unfalltypensteckkarte zeichnet hinsichtlich der Alkoholunfälle ein relativ deutliches Bild. Je höher die Bevölkerungsdichte, desto höher auch die Unfalldichte.

Bei der Betrachtung der jungen Fahranfänger hat sich der positive Trend der Vorjahre leider ebenfalls verändert. Während die Zahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung Junger Fahranfänger über Jahre konstant niedrig war, ist sie im Jahr 2019 um 7,3 % auf 929 (Vorjahr: 866) gestiegen. Auch die schweren Folgen nahmen deutlich zu. Bei den 543 Verkehrsunfällen, die durch Fahrer im Alter von 18 bis 24 Jahren verursacht wurden, wurden 8 Menschen getötet (Vorjahr: 2), 40 Menschen schwer verletzt (Vorjahr: 28) und 196 Menschen (Vorjahr: 197) leicht verletzt. Die Ursachen sind vielfältig und reichen vom Anfängerfehler über fehlende Erfahrung in Ausnahmesituationen bis hin zu bewusst hohem Risiko. Dazu gehört auch die Unfallursache Alkohol. Sie stieg in dieser Altersklasse um 50 % von 14 auf 21 Unfälle. Als Maßnahmen gegen diese Unfallursachen kommen eine weitere Steigerung der Prävention durch Polizei, Verkehrswacht und Schulen sowie eine gezielte Überwachung in Frage. Der Landkreis Diepholz erstattet weiterhin der Verkehrswacht Diepholz einen Zuschuss von 20,- EUR pro Sicherheitstraining eines Fahranfängers. Senioren ab 65 Jahre waren an 1.021 (Vorjahr: 1.011) Verkehrsunfällen beteiligt. Dabei wurden 6 Menschen getötet (Vorjahr: 2), 63 Personen schwer verletzt (Vorjahr: 66) und 251 Menschen leicht verletzt (Vorjahr: 250). Die Getöteten waren in 5 Fällen als Fahrradfahrer (davon 3 Pedelec) und in einem Fall als Motorradfahrer unterwegs. 2/3 der Verkehrsunfälle mit Senioren (14,2 % aller VU) werden durch die Senioren verursacht. Damit haben Senioren trotz steigender Zahlen bei den jungen Fahranfängern immer noch einen höheren Anteil am Unfallgeschehen als die sog. Fahranfänger. Auch hier ist Prävention der geeignete Weg zur Verbesserung der Situation. Landkreis, Fahrschulen, Verkehrswachten und Polizei bieten nach wie vor Seniorenfahrseminare unter dem Titel "Fit im Auto" an. Für das Jahr 2019 sind bislang 11 Termine geplant, von denen die beiden ersten jedoch abgesagt werden mussten. Die Wiederaufnahme der Seminare erfolgt schnellstmöglich nach Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen.

Seit vielen Jahren überwacht die Polizei das teilweise riskante Verhalten von Motorradfahrern über 125 ccm. Die Zahl verunfallter motorisierter Zweiradfahrer pendelt seit Jahren im Landkreis Diepholz auf hohem Niveau. Die Zahl der Schwerstverletzten ist rückläufig. Die Zahl der Leichtverletzten steigt. Die regelmäßigen Kontrollen auf den bekannten Motorradstrecken in den Vorjahren zeigen eine gewisse Wirkung aus auswärtige Motorradfahrer. Ihre Beteiligung geht zurück. Auch auf den Unfallhäufungsstrecken ist das Unfallgeschehen teilweise sogar auf Null gesunken. Einheimische Kradfahrer suchen sich jetzt offensichtlich Alternativrouten. Die Polizei wird darauf reagieren und wenn auch die erste gezielte gemeinsame Großkontrolle von Polizei und Landkreis mit Unterstützung weiterer Polizeikräfte aus der Polizeidirektion Oldenburg und der Bereitschaftspolizei aus aktuellem Anlass abgesagt werden musste, werden zu anderen Zeitpunkten gezielte Kontrollen erfolgen. Auch die Polizeiinspektion Diepholz richtet ihre Verkehrsüberwachung nach dem Unfallgeschehen aus. Neben örtlichen Besonderheiten sind das die landesweiten Programme zur Reduzierung von Ablenkungsunfällen und zur Hebung der Sicherheit von Fahrradfahrern. Die neuen Mobilitätsformen finden ebenso unsere Aufmerksamkeit wie der gewerbliche Güterverkehr und besonders risikobehaftetes Verhalten. Die Polizeiinspektion Diepholz stellt am Ende noch einmal klar, dass es trotz aller Verkehrsüberwachung und präventiven Aktionen gerade im Straßenverkehr immer auf das Verhalten einzelner ankommt. Die Entscheidung, unter dem Einfluss von Alkohol zu fahren, absichtlich die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten zu überschreiten, riskant zu Überholen oder während der Fahrt das Handy zu bedienen trifft jeder selbst. Auch Anzeichen von Müdigkeit verdrängt jeder Fahrer selbst. So wie wir alle gemeinsam in Zeiten der Bedrohung durch den Corona-Virus zusammen halten sollten wir uns auch im Straßenverkehr mit mehr Umsicht und Rücksicht auf unsere Mitmenschen bewegen. Nur dann gelingt es uns, das teilweise tragische menschliche Leid nach schweren Verkehrsunfälle zu begrenzen, im Idealfall auf Null.



Quelle: Original-Content von: Polizeiinspektion Diepholz, übermittelt durch news aktuell



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