vonRedaktion Salzburg
DEZEMBER 19, 2025
Foto: Freiwillige Feuerwehr Dienten
Foto: Freiwillige Feuerwehr Dienten
Foto: Freiwillige Feuerwehr Dienten
Foto: Filzmooser Perchten/Jäger
Heiliger Abend im Kloster, Perchten in Filzmoos und Dienten, Glöckler in Abersee und ein Bürgermeister als Sternsinger in Mariapfarr
(LK) Egal ob in den Familien oder in den 119 Salzburger Gemeinden: Die unterschiedlichsten Traditionen und Rituale prägen die Tage zwischen dem Heiligen Abend und dem 6. Jänner. Definitiv nicht fehlen dürfen dabei ein geschmückter Christbaum, Glücksbringer zu Silvester oder der Besuch der Sternsinger. Die Zeit des Jahreswechsels ist gespickt mit verschiedensten Bräuchen, seien sie christlichen Ursprungs oder der Versuch, dem Schicksal im neuen Jahr ein wenig in die Karten schauen zu können.
Der Leiter des Salzburger Landesinstituts für Volkskunde, Michael Greger, beschäftigt sich mit den unterschiedlichsten Bräuchen im Jahreskreis. „Wir können die Traditionen zum Jahreswechsel grob in drei Kategorien einteilen. Einerseits jene, die die Geburt von Jesus Christus ankündigen, die ehemals religiöses Wissen abfragten, heute eher Wohlverhalten, und den Hausfleiß prüfen. Beispiele sind die Anklöckler, der Heilige Nikolaus mit dem Krampus oder die Rauriser Schnabelperchten. Eine weitere Kategorie sind Brauchfiguren, die von der Christgeburt erzählen und gleichzeitig Neujahrswünsche überbringen – etwa die Sternsinger. Die letzte Kategorie sind jene Gruppen um den 6. Jänner, die Glück und Segen sowie die letzten Neujahrswünsche überbringen und uns in den kommenden Fasching hinüberbegleiten. Beispiele hierfür sind Schön- und Schiachperchten oder die Lichtkappen-Glöckler.“
Nonnberg: Weihnachten als Fest der Liebe
Am Nonnberg im gleichnamigen Stift steht bei den Benediktinerinnen auch an Weihnachten die Liturgie im Vordergrund. „Zu Beginn der Heiligen Messe am Morgen wird das Weihnachtsfest erstmals angekündigt, nachmittags beten wir die Vesper, an die sich unsere Weihnachtsfeier mit Abendessen anschließt. Dabei ist unser großer Speisesaal nur von Kerzenschein erleuchtet. Um 21 Uhr beten wir die Vigil und um 23 Uhr feiern wir die Christmette in der Kirche“, berichtet Priorin Schwester Eva-Maria und ergänzt: „Zu Weihnachten schließen wir besonders jene Menschen, die nicht in Freude und Gemeinschaft feiern können, Kranke, Einsame sowie Familien, in denen es keinen Weihnachtsfrieden gibt, in unsere Gebete ein.“
Winklhof: Kulinarische Weihnachten
Für die Schülerinnen der Fachrichtung Betriebs- und Haushaltsmanagement an der LFS Winklhof in Oberalm steht in den Wochen vor Weihnachten die Produktion kulinarischer Schmankerl auf dem Stundenplan. „Es ist zur liebgewonnenen Tradition geworden, dass das ‚Genusskisterl‘ im Gegenstand Produktveredelung entsteht. Mit viel Geschick werden regionale Köstlichkeiten verarbeitet und zusammengestellt. Im Mittelpunkt stehen regionale Grundzutaten: Der Rahm für den Eierlikör stammt etwa direkt aus der schuleigenen Milchverarbeitung – also von den Kühen aus dem eigenen Stall. Die Mädchen können das Kisterl verschenken oder selbst genießen“, sagt Abteilungsvorständin Maria Buchegger, die stolz auf das Engagement der Schülerinnen ist.
Perchten ziehen durch Filzmoos
In den letzten Tagen des alten Jahres veranstalten die Filzmooser Perchten alle zwei Jahre ihren Lauf. „In einem Jahr, in dem wir nicht in unserer Heimatgemeinde laufen, nehmen wir an ausgewählten Brauchtumsläufen teil. Die Tradition steht bei uns seit der Gründung 1958 im Mittelpunkt. Das heißt, Perchten tragen handgeschnitzte Larven, Schaffelle, runde Schellen und einen Pferdeschweif. Wir laden auch nur Gruppen ein, die sich dieser Tradition verschreiben haben. Grundsätzlich kann man mit 18 Jahren mitlaufen, und es sind sowohl Männer als auch Frauen dabei. Ein jährlicher Fixpunkt ist bei uns der 4. Dezember. An diesem Tag besuchen wir Pensionisten zu Hause in Filzmoos. Tags darauf finden Hausbesuche bei den Kindern statt“, berichtet Johannes Fritzenwallner. Er ist seit 2025 Obmann der Perchtengruppe.
Neujahrsputz in Dienten
Die Mitglieder der Feuerwehrjugend Dienten am Hochkönig pflegen einen Brauch, der fast in Vergessenheit geraten ist. „Unmittelbar nach Neujahr ziehen die Krapfenperchten mit geschnitzten Holzmasken von Haus zu Haus. Ausgerüstet sind sie mit einem Besen, einer großen Schere, Nadel und Zwirn sowie einem großen Buckelkorb. Sie schauen, ob die Menschen zusammengeräumt haben. Für schlampige Kinder steht der Korb bereit. Weil die Dientner Kinder aber sehr brav sind, musste bis jetzt niemand mitgenommen werden“, schmunzelt Claus Portenkirchner, Leiter der Feuerwehrjugend in der Pinzgauer Gemeinde. Bevor sie weiterziehen, wünschen sie ein „gutes neues Jahr“ und erhalten im Gegenzug Süßigkeiten und Spenden.
Abersee hell erleuchtet
In Abersee erleuchten am 3. und 4. Jänner 37 Kappen den Ort. Beim Glöcklerlauf sind auch Zistler und Klingler dabei. Sie läuten die Bewohner heraus und bitten um Spenden. „Grundsätzlich kann man ab 14 Jahren teilnehmen. Gelaufen wird dann bis zur Eheschließung, weil nur ledige Burschen mitmachen dürfen“, berichtet Vorläufer Siegmund Mayrhauser. Der Glöcklerlauf in Abersee ist seit Mitte der 1920er-Jahre belegt. Seit den 1960er-Jahren wird wieder gelaufen. „Einmal jährlich gibt es eine Kappenvergabe. Berücksichtigt werden dabei das Alter und die gelaufenen Jahre. Die Kappen zeigen Merkmale der Region, etwa die Falkensteinkirche oder auch die Gemeindewappen von Strobl und St. Gilgen“, so Mayrhauser.
Erwachsene Sternsinger in Mariapfarr
In Mariapfarr im Lungau wurde beim Sternsinger-Brauch aus der Not eine Tugend geboren. „Unsere Marktgemeinde zählt 26 Ortschaften. Um alle Häuser und Siedlungen abdecken zu können, brauchen wir viele Sternsinger. 2023 hatten wir zu wenig Kindergruppen, und so sind Erwachsene von Haus zu Haus gegangen. Mittlerweile haben wir 10 Gruppen, deren Mitglieder sich überwiegend aus dem Kirchenchor und Pfarrgemeinderat rekrutieren. Sie sind mit voller Begeisterung dabei, und gleichzeitig tut man etwas Gutes“, berichtet Bürgermeister Andreas Kaiser, der in der ersten Jännerwoche selbst wieder zu Fuß durch Mariapfarr unterwegs sein wird.
Quelle: Land Salzburg